Lien Lammers, Absolventin des Masterstudiengangs Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung an der Fakultät R der HAWK hat nun auch erfolgreich ihre Promotion abgeschlossen. Sie war Stipendiatin des Niedersächsischen Promotionsprogramms „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“. Dieses Promotionsprogramm ist ein gemeinsames Vorhaben der Universität Vechta, der Leibniz Universität Hannover und der HAWK.

 

Die Dissertation von Lien Lammers mit dem Titel: „Einfluss von Erfahrungen auf kommunale Verantwortungsübernahme im Umgang mit internationaler Migration im Dorf. Eine empirische Betrachtung für den Zeitraum ab dem Jahr 1945“ betreuten apl. Prof. Dr. Karl Martin Born (Universität Vechta) und Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK) als kooperatives Promotionsverfahren.

„Die Forschung ist vor dem Hintergrund der intensiven und auch kontroversen Debatte um den Umgang mit internationaler Migration, verstärkt geführt seit der erhöhten Zuwanderung geflüchteter Menschen im Jahr 2015 und mit Blick auf zukünftige Herausforderungen internationaler Migration, von besonderem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Interesse", so Prof. Dr. Ulrich Harteisen.

Lien Lammers setzt sich in ihrer Dissertation mit dem Einfluss von Erfahrungen auf kommunale Verantwortungsübernahme im Umgang mit internationaler Migration auseinander und geht der Frage nach, ob und wie sich Migrationserfahrungen der Vergangenheit auf den aktuellen Umgang mit Zuwanderung auswirken. In diesem Zusammenhang interessiert sie insbesondere die Wahrnehmung und Verteilung von Verantwortung für Migration sowie Gestaltungsspielräume auf kommunaler Ebene. Der räumliche Fokus ist bewusst auf ländliche Gemeinden ausgerichtet, denn die Migrations- und Integrationsforschung hat diesen Siedlungstyp bisher kaum betrachtet, obwohl auch viele ländliche Gemeinden seit Jahrzehnten durch internationale Migration geprägt werden. Lien Lammers nimmt am Beispiel der niedersächsischen Gemeinde Sögel (Landkreis Emsland) unterschiedliche Migrationsphasen seit 1945 in den Blick und zeigt auf, welche Bedeutung Erfahrungen für die lokale Governance im Umgang mit Migration haben können. Ziel der Arbeit ist es, neben der Erarbeitung eines theoretisch-konzeptionellen Rahmens auch Ableitungen für die kommunale Praxis zu erarbeiten.

Die empirische Forschung ist durch zwei methodische Ansätze, die Dokumentenanalyse und die Expert*inneninterviews, gekennzeichnet. Die Dokumentenanalyse eignet sich in besonderer Weise dazu, den historischen Wandel im Umgang mit Migration nachzuzeichnen und zu analysieren und wirft zudem inhaltliche Fragen auf, die in den Expert*inneninterviews aufgegriffen werden konnten.

Die Autorin führte 15 Interviews mit Expert*innen aus fünf unterschiedlichen Organisationen durch. Die Interviews liefern detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen im Umgang mit Migration und auch zum Selbstverständnis der Organisationen.

Eine zentrale Erkenntnis ist, dass durch die immer stärkere Aufstellung des Hauptamtes die Verantwortungsübernahme des organisierten Ehrenamtes zunehmend abgelöst wird und in der letzten Migrationsphase kaum noch eine Rolle spielt. Die Autorin formuliert diese zentrale Erkenntnis prägnant wie folgt: „Von Governance und damit gemeinsamer Handlungsfähigkeit mit gemeinsamen Entscheidungsstrukturen lässt sich in der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt nicht mehr sprechen“.

Lien Lammers hat die Ergebnisse ihrer Forschung bei ihrer Online-Disputation differenziert vorgestellt und in der anschließenden Diskussion mit den Mitgliedern der Promotionskommission souverän verteidigt und ihre Promotion mit der Note „Magna cum laude“ abgeschlossen.