Der politisch initiierte Diskurs der (zivil-)gesellschaftlichen Aktivierung und Steigerung bürgerschaftlichen Engagements verknüpft sich in ländlichen Regionen mit der Debatte um die Gleichwertigkeit von Lebensbedingungen und der Aufrechterhalten der Daseinsvorsorgestrukturen. Das eröffnet ein Spannungsfeld zwischen zivilgesellschaftlichen Engagements und einer möglichen Funktionalisierung engagierter Menschen im Kontext des Abbaus von Daseinsvorsorgestrukturen.

Ziele der Forschungsgruppe

Ziel der Forschungsgruppe am Standort Holzminden ist, die tatsächlichen (Konflikt-)Potenziale freiwilligen Engagements mythenfrei zu definieren und methodisch zu unterstützen. Die in der Forschungsgruppe entstehenden Handlungsempfehlungen und Beratungskonzepte sollen insbesondere Kommunen und Vereinen helfen, ihre Engagementförderung und -strategien zu verbessern.

Forschungsleitend ist die Perspektive Sozialer Arbeit: Angesichts ihrer Teilhabeorientierung ist sie zur Analyse der Lebenslagen in ländlichen Räumen, der Entwicklung sozialpolitischer Interventionen sowie der konzeptionellen und methodengeleiteten Ausgestaltung eines Angebotes vor Ort aus Sicht der Forschungsgruppe elementar. Der Forschungsschwerpunkt leistet dabei auch eine methodische Weiterentwicklung in der qualitativen Sozialforschung, vor allem im Bereich der qualitativen Netzwerkanalyse mit räumlichen Bezügen.

 

Expertinnenvideo

In einem Expertinnenvideo der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen kommt Prof. Dr. Alexandra Engel zu Wort. In der Kurzvorstellung zu ihren Forschungsschwerpunkten erklärt sie unter anderem, was Jugendliche in ländlichen Regionen hält.

Projekte der Forschungsgruppe

Promotionsstipendiatin der Forschungsgruppe | Jessica Schneider | Start 2016

Marginalisierungsprozesse in Dörfern

Gegenstand des Promotionsvorhabens ist die Analyse sozialer Ungleichheit und die Herausarbeitung von Marginalisierungsrisiken für Bewohnerinnen und Bewohnern von Dörfern vor dem Hintergrund aktueller Transformationsprozesse ländlicher Räume und sozialpolitischen Regelung zur Sicherstellung von Teilhabechancen.

Erhoben werden soll auch, inwiefern Dörfer von Angeboten Sozialer Arbeit profitieren.

 

Ziel des Promotionsvorhabens ist die Formulierung von Handlungsempfehlungen für Sozialpolitik auf örtlicher und überörtlicher Ebene sowie Handlungsfelder und sozialräumlicher Organisationsstrukturen Sozialer Arbeit.

Kontakt: Jessica Schneider | HAWK Holzminden | T.: 05531 - 126 282

 

Promovendin der Forschungsgruppe | Malina Küster | Start 2018

Wenn das bürgerschaftliche Engagement endet: Qualitative Analysen von Engagementabbrüchen und ihren Auswirkungen in ländlichen Räumen

Bei der Betrachtung verschiedener Engagementfelder zeigen sich individuelle Engagementverläufe, die häufig mit einem Engagementabbruch enden. Solche Abbrüche haben auf individueller Ebene, für Organisationen und Gemeinschaften sowie auf gesellschaftlicher Ebene spürbare Auswirkungen. 

 

Für Engagierte kann der Verlust sozialer Teilhabe psychosoziale Belastungen nach sich ziehen, während Organisationen und Gemeinschaften wichtige Beiträge zur Zielerreichung fehlen. Gesellschaftlich beeinflussen Engagementabbrüche die soziale Inklusion, den solidarischen Zusammenhalt und die demokratische Teilhabe. 

Das qualitative Promotionsvorhaben untersucht, wie Engagementabbrüche verlaufen, welche Abbruchformen existieren und welche Auswirkungen daraus entstehen können. Es knüpft an aktuelle Diskurse der Engagementforschung an und baut auf bestehende Forschungsergebnisse auf. 

Die Datengrundlage bilden autobiografisch-narrative Interviews mit ehemals Engagierten aus unterschiedlichen Bereichen, darunter Flüchtlingshilfe, Feuerwehr, Heimat-, Musik- und Sportverein sowie ein Bürgerbusprojekt (vgl. Schütze 1983; Rosenthal 2002). Das Sample umfasst Personen verschiedenen Geschlechts, Alters und Lebenssituationen. Die Interviews wurden nach Schütze (1983) und Rosenthal (2002) geführt; die Auswertung erfolgt gemäß Grounded Theory mit dem Kodierverfahren nach Strauss und Corbin (1996). Ziel des Vorhabens ist es, das Verständnis für den Verlauf und die Prävention von Engagementabbrüchen – insbesondere in ländlichen Räumen – zu fördern sowie deren problematische Auswirkungen sichtbarer zu machen und im Diskurs sowie in der Engagementförderung stärker zu berücksichtigen.  

 

Kontakt: Malina Küster (vormals Haßelbusch)

Promotionsstipendiatin der Forschungsgruppe | B. Zimmermann | Start 2021

Digitalisierung als Chance für Partizipations- und Empowermentsmöglichkeiten von migrantischen Müttern von behinderten Kindern aus ländlichen Räumen

Anliegen dieser Arbeit ist es, sich mit den Möglichkeiten in Empowermentprozessen durch die Nutzung digitaler Tools durch migrantische Mütter von behinderten Kindern zu befassen.

Daraus ergeben sich (hier im Kurzen) folgende forschungsleitenden Fragen:

 

Kann die Nutzung von digitalen Techniken eine Chance für Selbstermächtigung und Teilhabe dieser Frauen sein? Gibt es Risiken und Nachteile bei der Internetnutzung als Ort und Mittel des Netzwerkens und Information generieren? Diese Studie wird anhand partizipativen Forschungsmethoden und ergänzend mit Ansätzen der Autoethnographie durchgeführt.

Kontakt: Bárbara Zimmermann | HAWK Holzminden

Promotionsstipendiatin der Forschungsgruppe | Yasemin Erdogan | Start 2021

Digital Divide bei älteren Menschen in ländlichen Regionen - Gestaltung von gesellschaftlicher Teilhabe durch Digitalisierung

Die forschungsleitende Frage lautet: „Mit welchen Strategien und Ressourcen setzen ältere Menschen in ländlichen Räumen digitale Optionen ein, um ihren Alltag zu bewältigen und zu strukturieren sowie Teilhabe zu gestalten?“.

Dabei wird analysiert, mit welchen Bedarfen und Zielen ältere Menschen „Digitales“ in den verschiedenen Dimensionen nach dem Weisser’schen Lebenslagenansatz (1972) nutzen. Der Fokus liegt insbesondere auf der Organisation des Alltags, der Gestaltung von gesellschaftlicher Teilhabe und gelingendem Altern.

 

Daraus resultieren folgende Fragen: In welcher Lebenslage (wann/unter welchen Lebensumständen und mit welchen Ressourcen) wird Digitalisierung wie (Strategie) Teil der Lebensbewältigungsstrategie im Alltag von Menschen in der Nacherwerbsphase? Wie ändern sich dadurch – retrospektiv und prospektiv – Teilhabechancen?

Kontakt: Yasemin Erdoğan | HAWK Holzminden

Abgeschlossene Promotionen in der Forschungsgruppe