Plädoyer für eine nachhaltige Allianz zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft

„Kommunikation ist Beziehungsarbeit“, mit diesen Worten eröffnete Agrarökonom und Kommunikationsexperte Dr. Manuel Ermann seinen Vortrag mit dem Titel „Brücken bauen – Gräben überwinden. Plädoyer für eine nachhaltige Allianz zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft“. Das Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) hat im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe Wissen.Schafft.Dialog. in die Technischen Hochschule OWL, Standort Höxter, eingeladen, um den Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu fördern.

 

In seinem Vortrag skizzierte Dr. Ermann welche Fallstricke und No-Go‘s es bei der Kommunikation gibt und wie Landwirtschaft und Gesellschaft in einen echten zukunftsorientierten Dialog treten können. Er empfiehlt Landwirten mit den Verbrauchern, aber auch vermeintlichen Gegenparteien, wie Umweltorganisationen, in direkten Kontakt zu treten, Veränderungsbereitschaft zu signalisieren und vor allem Einblicke in die Arbeit auf dem Hof zu gewähren. Auch die Verbraucher sieht Ermann in der Verantwortung. Sie sollen der Landwirtschaft Zeit zur Veränderung geben und auch an der Ladentheke, bspw. durch den Kauf von regionalen Produkten, den Wandel mitgestalten. In seinem Plädoyer rief er dazu auf, Ressentiments abbauen, uns in Empathie zu üben und aufeinander zuzugehen, denn nur gemeinsam sei ein Wandel möglich. Im Anschluss erklärte Heinrich Gabriel, Kreislandwirt der Kreisstelle Höxter, welche Themen aus seiner Sicht den Konflikt zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft verstärken. Bezugnehmend auf den Titel der Veranstaltung „Brücken bauen – Gräben überwinden“, bemerkte Gabriel, dass er hoffe, die Gräben seien nur klein und stellenweise gut zu überspringen. Er signalisierte damit nicht nur Gesprächsbereitschaft, sondern auch den Wunsch gemeinsam in einen Dialog zu treten. Auch sein Standeskollege Hermann Grupe (MdL), Kreislandwirt im Landkreis Holzminden und Landwirtschaftlicher Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, saß an diesem Abend im Publikum und forderte die Bürger auf: „Redet mit uns!“. Er wünsche sich mehr Wertschätzung und Vertrauen in die heimische Landwirtschaft. Im Anschluss an die Vorträge bot die Veranstaltung Raum zur Diskussion, in der auch kritische Stimmen aufkamen. So wurde der Vorwurf geäußert, die Landwirtschaft verstecke sich hinter der Aussage „wir machen das, was der Markt nachfragt“ und der Landwirt solle besser eigene Standards setzten. Auch Überlegungen zur häufig diskutierten „Bürger-Konsumenten-Lücke“ kamen auf. Der Begriff beschreibt den Unterschied zwischen der Forderung des Bürgers nach beispielsweise höheren Standard in der Tierproduktion beim zeitgleichem Griff zu „Billigfleisch“. Vielfach wurde an diesem Abend aber die Redebereitschaft gelobt. Eine Stimme aus dem Publikum verwies auf das Bildungshaus „NaturLandJagd“ Modexen. Ein regionales Projekt, das als gutes Beispiel für eine gemeinsame Kommunikationsplattform von Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd und den Dialog konträrer Gruppen dient. Ganz im Sinne der Empfehlungen von Dr. Ermann, lud Stefan Legge, Geschäftsführer des WLV-Kreisverbandes Höxter, alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich die Landwirtschaft einmal aus nächster Nähe anzusehen. Im Internet unter www.bauernhof.net und bei der Geschäftsstelle des WLV in Brakel, können sich Interessierte über Betriebe in Ihrer Nähe informieren, die Hofbesichtigungen anbieten. Stefan Berens, Leiter der Landwirtschaftskammer in Brakel, freute sich, dass die Veranstaltung die Gelegenheit bietet einmal im persönlichen Zusammentreffen zu diskutieren und nicht anonymisiert über diverse Medien. Er wünscht sich einen respektvollen Dialog, ohne Häme. Die Verbraucher sollen der Landwirtschaft Zeit zum Wandel geben, denn eins sei sicher, die Landwirte wollen den Weg gehen.