WISSEN.SCHAFFT.DIALOG. - Transfer guter Praxis

130 Gäste im Lichthof am Haarmannplatz: Präsidenten der HAWK und der Hochschule OWL sprechen über Vernetzung.

 

Kein Zweifel, dass die beiden Hochschulen HAWK und Ostwestfalen-Lippe mit den Regionen Holzminden und Höxter eng verbunden sind. Aber wie intensiv und einander befruchtend die Zusammenarbeit und wie zahlreich die gemeinsamen Projekte insbesondere der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung tatsächlich sind, das ist bei „Wissen.Schafft.Dialog – Transfer guter Praxis“, einer Veranstaltung des Zukunftszentrums Holzminden-Höxter (ZZHH),  jetzt mehr als deutlich geworden.  Dr. Marc Hudy, der designierte HAWK-Präsident, stellte den rund siebzig Gästen im Lichthof der HAWK am Haarmannplatz das Angebot an den drei Standorten der Hochschule Hildesheim, Holzminden und Göttingen vor. Seine Überschrift der sogenannten Third Mission von Hochschulen: „Die Region prägt die Hochschule – die Hochschule prägt die Region“.  Als Third Mission, die dritte Mission von Hochschulen, wird nach den ersten beiden Aufgaben, der Lehre und der Forschung, der Wissens- und Informationstransfer in die Gesellschaft bezeichnet. „Wir machen das einfach schon lange“, sagte Hudy. Die Third Mission sei eine Leistung insbesondere der Fachhochschulen. Universitäten seien hier vielfach noch nicht so erfahren.

Bundesweit beispielhaft ist die Region Holzminden-Höxter aber noch aus einem ganz speziellen Grund: Die Hochschulen sind nicht nur exzellent in die Regionen vernetzt, sondern pflegen untereinander eine wertvolle Kooperation – sogar über Ländergrenzen hinweg. Bestes Beispiel dafür ist die gemeinsame Einrichtung des ZZHH, das neben den vielfältigen eigenen Forschungsprojekten die spezifischen Profile und Stärken der jeweiligen Hochschulen verbindet – wiederum zum Wohle der Regionen.

So stellte Prof. Dr. Jürgen Krahl, Präsident der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL), die „Wachstumskerne“ seiner Hochschule vor: die Studien- und Forschungsbereiche Industrie 4.0, Raum und Kultur, Life Science sowie Umwelt und Ressourcen. Die Stärkung des Mittelstandes sei ein Ziel der Transferstrategie der Hochschule OWL. So seien oder würden an den Standorten der Hochschule neben den Hochschuleinrichtungen auch Unternehmen in direkter Nachbarschaft angesiedelt – wie beispielsweise auf dem Innovation Campus Lemgo. Der Austausch sei wichtig und die Studierenden lernten schon früh auf kurzem Weg die unternehmerische Sicht kennen.

Prof. Ulrike Kerber, Vizepräsidentin für Kommunikation und Profil der Hochschule OWL, gab einen Einblick in die Aktivitäten des neugegründeten Instituts für Wissenschaftsdialog. Es gebe viele „Beispiele für neue Ideen von kooperativen Netzwerkdynamiken“. So werde gerade das „FabLab OWL“ aufgebaut, in dem Studierende, Professor/inn/en, Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen und Bürger/innen gemeinsam in einem Labor an ganz konkreten Projekten arbeiten.

HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer, Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, unterstrich noch einmal die Spitzenposition beider Hochschulen im Bundesvergleich: Deutschlandweit gibt es nur 14 Fraunhofer Anwendungszentren, das sind Einrichtungen für anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen. Der HAWK und der Hochschule OWL sei beiden gelungen,  Standort eines solchen Zentrums zu werden, was auf dem nationalen Forschungssektor eine hervorragende Expertise sei. Wenn zudem noch auf geografische Grenzen verzichtet werde und auch politische keine Rolle spielten, dann sei die Region das Labor und das Fazit könne nur heißen: „Die Region wächst zusammen.“

Beide Hochschulen seien auch im Exzellenzprogramm der Bundesregierung für Fachhochschulen „FH Impuls“ erfolgreich gewesen und werden mit zweistelligen Millionenbeträgen gefördert, betonte Viöl. Die Hochschule OWL sei mit der „Initiative smartFoodTechnologyOWL“ und die HAWK mit „Plasma for Life“ erfolgreich gestartet. Beides habe seine Wirkung für die Regionen.

Was ganz konkret auf den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern in den Regionen geschehe, danach fragte Moderator Jan Schametat vom ZZHH weitere Gäste der Veranstaltung, beispielsweise die beiden Landräte Angela Schürzeberg (Holzminden) und Friedhelm Spieker (Höxter). „Wenn eine Stadt finanzielle Unterstützung für gute Projekte braucht, dann steigen die Chancen im Wettbewerb der Kommunen enorm, wenn die Projekte in Kooperation mit einer Hochschule realisiert werden“, sagte Spieker.  Als ein Beispiel produktiver Kooperation nannte er das Thema Aufarbeitung der Weseraue mit Aspekten wie Abfallbeseitigung oder Hochwasserschutz. Angela Schürzeberg fügte einen weiteren Aspekt bei der Zusammenarbeit mit den Hochschulen hinzu: „Die Absolventinnen und Absolventen sind unser Nachwuchs in den kommunalen Verwaltungen, beispielsweise aus dem Bereich Soziale Arbeit an der HAWK.“

Die Frage, „wie können junge Leute in der Region gehalten werden“ – zog sich wie ein roter Faden durch die Statements der Gäste und ist auch Thema von ZZHH-Projekten wie „H!ERgeblieben“ oder des Modellversuchs an den Holzmindener und Duderstädter Berufsschulen zur Digitalisierung der Klassenzimmer. Ziel der Kooperation ist, Auszubildende in den Regionen zu halten und die Unterrichtsversorgung sicher zu stellen. Andreas Hölzchen von der Georg-von-Langen-Schule Holzminden schilderte das Ziel anschaulich: „Der reale Unterricht in dem einen Klassenzimmer wird in das Klassenzimmer der anderen Schule virtuell übertragen und umgekehrt.“  Gibt es erste Ergebnisse? „Noch nicht offiziell und als ganz persönliches Statement von mir: Die Digitalisierung der Klassenzimmer ist ein zwingend notwendiger Weg für die Zukunft für den Erhalt der Ausbildungsplätze in der Region“, sagte Hölzchen voll Überzeugung.

Das digitale Klassenzimmer ist ein Beispiel für die Wirkung der ZZHH-Projekte in die Regionen. „Unser Ziel ist aber auch die Übertragbarkeit unserer Themen auf andere Regionen“, betonte Prof. Dr. Ulrich Harteisen von der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement, der gemeinsam mit Prof. Dr. Alexandra Engel von der Holzmindener HAWK-Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen und Prof. Dr.-Ing. Klaus Maas, Leiter des Fachgebiets Umweltinformationssysteme an der Hochschule OWL, das Direktorium des ZZHH bildet. Alle drei begrüßten die Gäste zu Beginn der Veranstaltung. Gekommen waren die Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser, Karin Beckmann, die Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt (SPD), Uwe Schünemann (CDU), Matthias Goeken (CDU) aus dem nordrhein-westfälischen Landtag, Holzmindens Bürgermeister Jürgen Daul, Wirtschaftsförderer Volker Rodermund (Höxter) und Dr. Jutta Klüber-Süßle (Holzminden), Ralf Schwager,  ehrenamtlicher Stadtmanager und Geschäftsführer der Stadtmarketing Holzminden GmbH, sowie Vertreter der Wirtschaftsnetzwerke Höxter und Holzminden und viele weitere Interessierte.

Videomitschnitt der Veranstaltung