
Die Leitplanken landwirtschaftlicher Produktion ändern sich fortwährend. Politische Rahmenbedingungen und die zunehmende Liberalisierung und Globalisierung der Agrarmärkte bedingen einen strukturellen Wandel der Landwirtschaft. Der Klimawandel, veränderte Verbraucheransprüche und Essgewohnheiten, oder die Digitalisierung stellen Landwirtinnen und Landwirte vor neue Herausforderungen und erfordern unternehmerisches Geschick, ein strategisches Vorgehen und Agilität.
Die Neoklassik bietet mit verschiedenen Funktionen und ökonomischen Planungsprinzipien Werkzeuge, die Unternehmens- und Produktionsplanung rechnerisch zu gestalten. Nicht berücksichtigt werden in diesen Funktionen allerdings der Unternehmer und die Unternehmerin als Mensch mit Werten und Einstellungen, oder Faktoren wie Tradition und Familie, die auf landwirtschaftlichen Betrieben oft eine besondere Rolle einnehmen und Unternehmer*innen bei der Ausgestaltung ihrer Unternehmenstätigkeit beeinflussen können.
In Deutschland sind knapp 40% der landwirtschaftlichen Betriebsinhaber*innen 55 Jahre und älter. Die Altersstruktur deutet zum einen auf einen weiteren strukturellen Wandel hin und lässt ferner die Bedeutung landwirtschaftlicher Hofnachfolger*innen steigen.
Für viele dieser landwirtschaftlichen Betriebe ist die Hofnachfolge noch nicht abschließend geklärt. Zeitgleich interessieren sich immer mehr Quereinsteigende für eine Existenz in der Landwirtschaft.
Auch der nationale GAP-Strategieplan, den jeder EU-Mitgliedsstaat seit 2021 vorlegen muss, und der sich gerade noch in der Entwurfsfassung befindet, widmet sich in mehreren Zielformulierungen der nachfolgenden Generation. Zudem gelten in der Landwirtschaft die Hofnachfolger*innen als Innovationstreiber und verschiedene Maßnahmen wie die Junglandwirteförderung oder die damalige Hofabgabeklausel sollen für einen frühen Übergang der Betriebe an die jüngere Generation sorgen und damit Neuerungen und Innovationen vorantreiben.
In dem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, wie Hofnachfolger*innen und Existenzgründer*innen in der Landwirtschaft ein strategisches Betriebskonzept entwickeln und welche Faktoren sie dabei beeinflussen. Dabei wird insbesondere betrachtet, ob und inwiefern von diesen Personengruppen branchenweite Innovationspotentiale und transformatorische Kräfte ausgehen können.
Im Hinblick auf sich ändernde Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und bevorstehende gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, bei denen die Landwirtschaft eine besondere Rolle einnimmt, bedarf es transformierender Prozesse und innovativer Konzepte, die Zukunft mitzugestalten. Ziel ist es festzustellen, welche endogenen Kräfte existieren und was es braucht, diese in Wert zu setzen, damit eine Transformation aus der Landwirtschaft herauskommen kann, unternehmerisch motiviert ist und nicht politisch auferlegt werden muss.
Kontakt: Verena Weber